The Church Camp - My Weekend Away

05.11.2013 04:37

Da Hollys Gastfamilie kirchlich sehr engagiert ist, ist sie mit ihrer Gastschwester Savanna am Wochenden zu einem Churchcamp gefahren.  Hier kommt Hollys Bericht über ihr Weekend Away.

Am Freitag um halb sechs ging für mich das Abenteuer “Churchcamp” los. Um sechs Uhr war Treffen am Hilton Hotel in der Innenstadt von Indianapolis. Wer mit wem in welchem Zimmer ist wurde uns am Vortag bereits per email mitgeteilt. Auf jedem Zimmer waren fünf Jugendliche und ein Erwachsener; wir hatten Glück, denn unsere Teamleaderin (so nannten wir die jeweiligen Erwachsenen) war erst 24 Jahre alt und selbst nicht so fürs frühe schlafen gehen. Nachdem alles geregelt war und niemand mehr verwirrt auf dem Flur rumwuselte, wurde uns das Programm für dieses Wochenende ausgeteilt. Wir alle mussten blaue Papierarmbänder (siehe Foto 1) und ein Schild um den Hals tragen, auf dem unser Name und unsere jeweilige Kirche stand (siehe Foto2) .

Bis zum großen “Meet at Hall 3”, worunter ich mir noch nichts vorstellen konnte, hatten wir noch circa zwei Stunden Zeit. Unser Zimmer beschloss etwas durch die nahelegende Mall zu schlendern und lustige Fotos zu schießen.

Um 8 Uhr warteten wir dann alle vor der geheimnisvollen “Hall 3”, und auch jetzt war mir noch nicht klar, warum alle so aufgeregt waren. Als wir um Viertel nach acht endlich hineindurften, wusste ich es: Es war eine riesige Konzerthalle, in die etwa 1200 Jugendliche aus verschiedenen Kirchen strömten. In der Halle selbst waren drei Tribünen und drei Sitzblöcke direkt vor der Bühne, die in bunten Farben beleuchtet waren. Auf drei riesigen Leinwänden wurde ein Countdown von 15 Minuten runtergezählt (siehe Foto 3).

Dazu dröhnte laute Musik, so dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. In diesen 15 Minuten hatten es zu meiner Verwunderung tatsächlich alle 1.200 Menschen geschafft, sich auf ihre Plätz zu setzen; die letzten zehn Sekunden wurden von allen laut mit runtergezählt. Die Band, die aus einem Gitarrist,  einem Sänger, der genauso aussah wie der Gitarrist, und einem Schlagzeuger bestand, begann bei null zu spielen. Die Lieder waren zum Teil sehr rockig, aber auch sanft, traurig und emotional. Ich hatte bei vielen Liedern eine Gänsehaut. Was mir am Anfang etwas unangenehm war, war die Tatsache, dass alle lauthals mitsangen und die Hände zum Himmel emporstreckten. Es war als würde jeder Einzelne auf seiner kleinen Bühne stehen und es sah so aus, als würden alle versuchen, bei DSDS den ersten Platz zu gewinnen. Geschockt war ich dann allerdings, als die meisten bei den emotionalen Liedern Tränen in den Augen hatten und einige sogar hemmungslos zu weinen begannen. Was ich erst am Tag danach bemerkte war, dass das alles christliche Songs waren, die dort gespielt wurden auch wenn ich mich über die Texte schon etwas gewundert hatte.

Nach circa 1,5 Stunden Konzert beendete die Band ihr Spiel und ein mittelalter Mann mit Glatze trat auf die Bühne (siehe Foto 4).

Er erzählte von seiner Familie und von Gott und wie er zu Gott gefunden hatte. Es wurden hinter ihm an den Leinwänden, passend zu dem was er sagte, Bilder eingeblendet. Soweit ich das richtig verstanden habe wurde er in der Schule schwer gemobbt und seine Mutter brachte ihn dann in  eine christliche Jugendgruppe, wo er erst gar nicht hinwollte, dann aber gut aufgenommen und gemocht wurde. Er erklärte uns, dass sie ihn akzeptierten und tolerierten, weil sie Gott lieben würden und das wäre auch der Grund, warum er uns das erzähle. Danach waren noch für circa 10 Minuten zwei Typen auf der Bühne, die ich aufgrund ihres starken Akzents aber nicht verstehen konnte. Das einzige, was ich verstehen konnte, war: “Hmmm, that was a tasty announcement.”

 Nach der Vorstellung liefen wir in unseren Gruppen dann alle zurück zum Hotel, wo dann “Grouptime” angesagt war. Die Jugendgruppe von unserer Kirche versammelte sich in einem Gemeinschaftsraum, wo wir dann Pizza aßen und redeten. Ich wurde eine Menge gefragt und versuchte den anderen Jugendlichen die Worte “Eichhörnchen” und “Reichstag” beizubringen. Sie scheiterten. (Die Amerikaner können in der Regel nämlich kein “r” und kein “ch” aussprechen). Um circa zwei Uhr sind wir dann auf unsere Zimmer gegangen; geschlafen haben wir allerdings erst um fünf Uhr.

Am Samstag mussten wir um acht Uhr aufstehen. OK, wir hatten drei Stunden Schlaf. Um neun Uhr wankten wir dann, um unsere Lebensgeister zu wecken, zur Mall um dort bei Starbucks einen Kaffee zu trinken. Um 10 Uhr war dann ein “Guten-Morgen-wach-werd-Konzert”, welches aufgrund seiner Lautstärke wesentlich wirkungsvoller war als der Kaffee. Die Songs waren dieselben wie am Vorabend, allerdings erzählte der glatzköpfige Mann diesmal von Verantwortung und wir hörten uns seine Geschichte an, in der er, seine Schwester und seine Eltern in den Urlaub fuhren und das Auto kaputtging. Sein Vater, der ja die Verantwortung für die Familie hatte, so wie Gott für uns, kaufte kurzerhand ein neues Auto. Somit hatte er die Familie vor einem schrecklichen Unglück und einem abgeblasenen Urlaub bewahrt.

Danach, um circa 12 Uhr, war Lunch in der Mall angesagt. Beim Shoppen in einem Teegeschäft habe ich einen sehr leckeren Tee probiert und daraufhin auch gekauft. Um drei Uhr war noch ein Konzert und ich fragte mich, wie viele Konzerte wohl noch folgen würden. Mittlerweile konnte ich die Lieder alle mitsingen, allerdings ließ ich meine Arme unten und sang auch nicht mit so vollem Elan (siehe Foto 5).

Dieses Mal schockierte uns (vielleicht auch nur mich?) der Mann mit der Glatze extrem: Er erzählte uns, wie Jesus es geschafft hatte, ein Verhältnis zu uns aufzubauen, welches bis heute gehalten hat. Er zeigte uns Bilder von Jesus, wie er gepeinigt und ausgepeitscht wurde und dann völlig zerfleischt am Kreuz hing und rief: “Vater’ vergib ihnen, den sie wissen nicht, was sie tun.” Der Redner beschrieb dabei sehr präzise, wie es sich anfühlt, an ein Kreuz genagelt zu werden und dabei noch zu sprechen. Die anderen Jugendlichen um mich herum schluchzten und schüttelten ihre Kopfe und murmelten Danksagungen an Jesus. Mir war danach eigentlich nur übel und ich hatte eine Menge Stoff zum Nachdenken erhalten. Um circa fünf Uhr durften wir die Halle verlassen und ich war froh, mir bei “Noodels & Company” keine Gedanken mehr über zerfleischte Menschen an Kreuzen zu machen.

Wir verbrachten die komplette Zeit bis zum Abendkonzert mit Essen und Reden. Das Abendkonzert verlief etwas anders als ich erwartet hatte. Diesmal sangen wir nicht und auch der glatzköpfige Mann ließ sich nicht blicken. Die Band spielte leise und traurige Lieder und es war einem freigestellt leise mitzusingen, zu beten oder einen Brief an Gott zu schreiben. Viele Jüngere sangen mit oder schrieben einen Brief, die Älteren beteten und die meisten von ihnen weinten bitterlich. Warum weiß ich bis heute nicht genau. Ich habe der Musik einfach zugehört und vor mich hin geträumt, habe nachgedacht und die ruhige Atmosphäre genossen. Danach war wieder “Grouptime” wie am Vorabend; wir haben „Wahrheit oder Lüge“ gespielt und sind um Mitternacht totmüde ins Bett gefallen. Die Jungs jedoch waren mit einem Teamleader noch bis 2 Uhr bei “Steak and Shake”, weil sie Hunger hatten. Fragt mich nicht, wann die geschlafen haben.

Am Sonntag mussten wir ebenfalls um 8 Uhr aufstehen, allerdings fuehlten wir uns nach acht Stunden Schlaf wesentlich lebendiger als am Samstag. Trotzdem wollten wir uns einen Morgenkaffee nicht nehmen lassen. Und so packten wir flink unsere Taschen und liefen in die Mall zu Starbucks.

Um 10 Uhr war dann das Abschlusskonzert. Dieses Mal wurden nur fröhliche und ausgelassene Lieder gesungen und die Stimmung war gut. Der Mann mit der Glatze verblüffte mich erneut: Er erzählte nicht, sondern er rief Gott an (nicht mit einem Telefon natürlich; er stand auf der Bühne, reckte die Arme gen Himmel und schrie aus Leibeskräften: ”Danke Gott, danke Gott für alles! Wir lieben dich, und danke, dass du uns liebst!”).  Und dann haben die Jugendlichen im Chor ebenfalls Gott gedankt. 

Dann sind wir zum Hotel zurück und wurden um 12 Uhr dort abgeholt.

That weekend was a real experience!       Hier kommen noch ein paar Fotos von meinem Wochenende:

Holly Heine